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  • Watch Online / Bailey House: To Live as Long as You Can (1988)



    Desc: Bailey House: To Live as Long as You Can: Regie: Alain Klarer. Alltag in einem Haus, in dem der Tod allgegenwärtig ist, in dem aber im Gegensatz zu einem Seniorenheim überwiegend jüngere Menschen leben. Alain Klarer stellt in seinem Film „Bailey House“ vor, ein ehemaliges Hotel, in dem 44 AIDS-Patienten leben. Bailey House ist ein Zufluchtsort für einen Bruchteil der an AIDS erkrankten Menschen in der Stadt New York, wo sie Zuflucht finden und von einem kompetenten Team betreut werden. Leidensgenossen, vielleicht sogar Freunde angesichts einer Krankheit, die von der Gesellschaft stigmatisiert wird und für die meisten Betroffenen soziale Isolation bedeutet. Hier treffen Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft aufeinander. Den größten Anteil machen jedoch junge schwarze ehemalige Drogenabhängige aus. Bailey House, die letzte Station ihres jungen Lebens, ist oft sogar das erste richtige Zuhause, in den meisten Fällen auch der schönste Ort, an dem sie bisher gelebt haben. Die Inneneinrichtung erinnert noch immer an ein gepflegtes Mittelklassehotel. Die Bewohner wohnen in Einzelzimmern, die über die klassische Hotelausstattung – Bett, Tisch, Fernseher – verfügen. Die individuelle Gestaltung beschränkt sich auf das Aufhängen von Fotos und das Aufstellen von Nippeln. Die Insassen leben in einer Gemeinschaft, der Umgang miteinander ist fürsorglich und liebevoll, dennoch ist im Einzelnen eine große Einsamkeit zu spüren. Es ist vor allem die Ghettoisierung, die einen als Betrachter betrifft. Was so schmerzlich zu vermissen scheint, sind die Beziehungen zur Vergangenheit, zu den Familien. Bis auf den Besuch, den eine junge schwarze Patientin von ihren beiden kleinen Töchtern erhält – einer der bewegendsten Momente des Films – tauchen im Bailey House kaum Menschen von „außen“ auf. Das Schockierende ist, dass die in der Presse bereits zum Alltag gewordene Krankheit, die wir eigentlich nur als Zahlen oder abstraktes Gespenst wahrnehmen, im Bailey-Ho-Einsatz ein Gesicht bekommt. Das Gesicht einer jungen schwarzen Frau, die erzählt, wie ihr Arzt die Diagnose gestellt hat. Das Gesicht des eleganten schwarzen Modedesigners, der von seiner Krankheit überraschend entspannt ist, erzählt. Das Gesicht des 52-jährigen weißen Lagerarbeiters, der angesichts seiner Krankheit eine klare Weitsicht gefunden hat, die er in beeindruckend einfache Sätze zu kleiden weiß. Jeder Einzelne ist ein Mensch mit einer Geschichte, mit Träumen und Hoffnungen, der von einer Krankheit heimgesucht wird, die in unserer hochzivilisierten Kultur einer mittelalterlichen Verdammnis gleichkommt. Für den Zuschauer wird dadurch zumindest ein Bruchteil der Spannung, in der Bailey House lebt, nachvollziehbar. Für alle, ob Patienten oder Teammitglieder, bedeutet der Alltag im Bailey House das Zusammenleben mit Menschen, zu denen man eine Herzensbeziehung aufbaut, im ständigen Bewusstsein, dass sie jederzeit sterben können. Die Hilflosigkeit angesichts der Endgültigkeit dieser Krankheit. Und doch gibt es trotz dieser ständigen Bedrohung des nahen Todes alltägliche Rituale und Feste, die gefeiert werden. Das Verdienst des Filmautors liegt in seiner Begrenztheit. Er verweigert sich jeglicher Stellungnahme, bleibt seiner Rolle als Vermittler vom Anfang bis zum Ende treu. Diese Zurückhaltung ist die Stärke dieses Films, denn sie ermöglicht es dem Betrachter, sich mit den Bildern auseinanderzusetzen, die von der eigenen Reflexion geprägt sind. Und diese Bilder sind beeindruckend genug. Das ist meiner Meinung nach die künstlerische Qualität dieses Dokumentarfilms: die Unmittelbarkeit der Kamera und die Unmittelbarkeit, mit der Menschen in Gegenwart der Kamera agieren. Die Kamera fungiert niemals als Eindringling, egal ob sie eine Krankenschwester zu einem bettlägerigen Patienten begleitet, eine Besprechung des Pflegeteams filmt oder uns das Mittagessen im alten, gediegenen Speisesaal miterleben lässt. Man hat nie das Gefühl, dass eine Szene gesetzt ist, man fühlt sich nie in die Rolle des aufdringlichen Voyeurs gedrängt. Jeder Betroffene gibt so viel von sich preis, wie er selbst dazu bereit ist. Es gibt ein Nachgespräch. Dafür bewegt sich die Kamera, fängt Momente ein, die mehr sagen als tausend Worte. Die Bilder der Weihnachts- oder Silvesterfeier, die das Bemühen um Fröhlichkeit und Ausgelassenheit zeigen und